auftakt festival
20.–22.09.2024
freies werkstatt theater köln





Warum empfinden wir, dass die Zeit niemals reicht? Nach der Arbeit ist auch immer vor der Arbeit, wenn die To-Do-Liste gar nicht kürzer, sondern nur zu einer anderen Kategorie wird: Hausarbeit, Care-Arbeit, Arbeit am Selbst, am Körper, der Psyche, den Freund:innenschaften, der Partnerschaft, im Internet. Alles scheint zu Arbeit geworden – auch die Zeit, um diese Arbeitsbereiche entsprechend zu organisieren. Das ist einerseits fortschrittlich, da bislang unsichtbar gehaltene Arbeit dadurch sichtbar gemacht wird. Gleichzeitig hat die Ausdifferenzierung zur Folge, dass vor allem die klassische Lohnarbeit an Ansehen verliert und an vielen Stellen wieder unsichtbar (gemacht) wird.
Afterwork als Zeitbegriff nach der Lohnarbeit oder after work als Zukunft der Arbeit bildet den Fokus des diesjährigen auftakt festivals, den wir mit euch gemeinsam erforschen wollen.



Als im letzten Jahr ein Video einer Job-Einsteigerin auf TikTok viral ging, in dem sie die Bedingungen und Konsequenzen ihrer durchschnittlich bezahlten 40-Stunden-Woche beklagte, waren die Kommentarspalten - nun ja - eben gespalten. Die einen fühlten sich selbst angegriffen, wie jemand sich herausnehmen könne, sich derart zu beschweren. Andere zeigten Verständnis –  warum sollte die Lohnarbeit so viel Zeit einnehmen, wenn es doch so viele andere Dinge zu tun gibt?

Schon ist man mitten in einer komplexen Debatte, die nicht nur unser auseinanderdriftendes Verhältnis zur Arbeit befragt, sondern tieferliegende, strukturelle Probleme der heutigen Gesellschaft sowie die Folgen ihrer medialen Repräsentation offenlegt. Soziale Medien als Ort, an dem Missstände für kurze Zeit viral gehen, die Werbefläche für das unternehmerische Selbst bieten oder Dienstleistungen anpreisen, die das Leben einfacher machen sollen, kreieren Hoffnungen auf eine Welt der guten Arbeit, die Spaß macht, Sinn stiftet und gut aussieht - nämlich nach allem außer nach Arbeit. Doch dieser Trugschluss ist vielleicht das Einzige, was abgebildet wird, und nicht die Arbeit, die (dabei) liegen bleibt und die irgendwer irgendwo auch weiterhin macht. Wer liefert, putzt, pflegt, transportiert, aufräumt oder illegal eingesetzt wird, ist selten abgebildet. Jene Arbeit also, die untauglich ist für die Werbeoberfläche.



Währenddessen zeigt im Bereich der Kunst die Abbildung ein weiteres Paradox auf. Dort ist das Zeigen, Beschreiben, Werben längst zur eigentlichen Beschäftigung geworden, während die ökonomische Situation für die Mehrheit der Kunstschaffenden immer prekärer wird. Oder anders: die Kuration, Einbettung, Analyse und Deutung sind zunehmend sichtbarer (und möglicherweise auch bedeutender?) als das Werk – die ursprüngliche Arbeit – selbst. Wir befinden uns also in einer großen Gemengelage, wenn wir über Arbeit heute nachdenken und fragen, wie sich Arbeit verändert, wie ihr Wert und auch ihre Bewertung neue Klassen schaffen, die wir längst noch nicht alle kennen.


Wie also eine Sprache finden für heutige Arbeitsverhältnisse, wie die Entgrenzung, Fluidität, und Abbildbarkeit zeigen oder beschreiben? Bei sich selbst beginnen, dem eigenen Schaffen oder mit Abstand draußen in der Welt, an einem bestimmten Ort oder im Internet. Das auftakt festival widmet sich in diesem Jahr der Arbeit und ihren Grenzbereichen, wo Arbeit performt, versteckt, verschoben oder unbemerkt gemacht wird. Autor:innen und Künstler:innen aller Sparten sind eingeladen, ihre Fragen und Visionen zu Arbeitsverhältnissen zu formulieren und mit uns das diesjährige Festival zu gestalten.


Ausführliche Informationen zum open call sind im pdf zu finden:









auftaktfestival@gmail.com






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